Pferde in der Ausbildung geistig
behinderter Menschen - eine Pionierleistung
Was anfangs der 80-er Jahre in der Primarlehrerin und
diplomierten schulischen Heilpädagogin Hildegard
Camenzind bei ihren Ausritten auf ihrem Isländer
Wallach Gladür als Idee aufkeimte, war zur damaligen Zeit
revolutionär: Nämlich Pferde mit geistig behinderten Menschen
gezielt zusammenzuführen und zu diesem Zweck sogar eine
eidgenössisch anerkannte Zusatzausbildung zu erkämpfen, allen
Widerständen zum Trotz.
Um diese Pionieridee umzusetzen, gründete die gebürtige
Rorschacherin 1985 mit Gleichgesinnten den Verein für
Heilpädagogisches Reiten (SV-HPR), der Ausbildungen mit einem
zertifizierten Abschluss als diplomierte ReitpädagogInnen
anbietet. Voraussetzung dafür war und ist eine bereits erfolgte
Tätigkeit in einem pädagogischen Beruf. Ihr Mann,
Professor Paul Camenzind, selbst ein begeisterter
Reiter, stärkte ihr den Rücken in allem, was Organisation und
Administration betraf.
Denn bald darauf kam der zweite und bahnbrechende Schritt! Als
eine der wichtigsten Vereinsaufgaben betrachtete Hildegard
Camenzind die Möglichkeit, dass Behinderte lernen sollten,
selbst aktiv mit Pferden arbeiten zu können, u.a. als
Pferdewart. Wiederum gelang es ihr, sämtliche bürokratischen
Hürden zu nehmen. ihr Ausbildungskonzept wurde EBA-zertifiziert.
Und zwar inzwischen nicht nur für geistig Behinderte, sondern
auch für Menschen mit angeborener Lernschwäche.
"Was 'unsere wilde Hildi' im heilpädagogischen Bereich auch
immer anpackte, es wurde ein Erfolg", lächelt Kathrin Lex, die
seit der Pensionierung des Ehepaars Camenzind gemeinsam mit
Astrid Gygax den Reithof in der Rüti führt. "So auch, dass die
Disziplin Reiten der Special Olympics Switzerland hautpsächlich
bei uns auf dem Reithof, im Kanton Appenzell Ausserrhoden,
durchgeführt wird.
Der Reithof in der Rüti, Grub, ist zu einem der grössten
heilpädagogischen Reitbetriebe der Schweiz herangewachsen (www.reitundtherapiehof.ch).
Hildegard und Paul Camenzind dürfen zu Recht stolz auf ihre
grosse Pionier-Arbeit zurückblicken. Inzwischen ist deren
Lebenswerk in die Stiftung Camenzind umgewandelt worden, mit
Sitz in Rorschach, unter der Leitung von Stiftungsratspräsident
Peter Eberle.
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